Sprechstörungen

Sprechstörungen bei Kindern

Sprechstörungen bei Erwachsenen

Sprechstörungen bei Kindern

Es gibt sehr verschiedene Sprechstörungen bei Kindern, die sich in 2 große Gruppen unterteilen lassen: Störungen der Bildung von Lauten und Redeflussstörungen (Stottern/Poltern).

Welche Lautbildungsstörungen gibt es bei Kindern?

Störungen der Lautbildung bei Kindern sind sehr verschieden und haben ganz unterschiedliche Ursachen. Häufig können die Ursachen auch nicht erkannt werden.

Störungen der Artikulation

Mit Störungen der Artikulation werden Schwierigkeiten von Kindern beschrieben, einen Laut richtig zu bilden. Die bekannteste Form ist das „Lispeln“ bzw. der „Sigmatismus“, bei dem die Zunge bei der Artikulation des Lautes /s/ zwischen die Zähne rutscht. Manchmal ist gleichzeitig eine zu schlaffe Muskulatur im Mundbereich zu beobachten, die auch zu einer funktionellen Schluckstörung / Myofunktionellen Störung führen kann.

Dysarthrien

Von Dysarthrien spricht man, wenn die Verarbeitung des Sprechens im Gehirn durch z.B. einen Sauerstoffmangel während der Geburt oder nach einem Unfall, gestört ist. Die Beweglichkeit der Lippen und der Zunge ist eingeschränkt, dies führt zu einer undeutlichen Aussprache. Gleichzeitig kann ein vermehrter Speichelfluss auftreten, die Stimme verändert und die Atmung beim Sprechen eingeschränkt sein.

Artikulatorische Entwicklungsdyspraxien

Bei artikulatorische Entwicklungsdyspraxien werden Laute fehlerhaft gebildet oder durch andere ersetzt. Die Kinder strengen sich beim Sprechen häufig an und es sieht so aus, als ob sie die richtige Stellung von Lippen, Zunge usw. bei der Artikulation suchen.

Weitere Informationen finden Sie im dbl-Faltblatt „Sprechstörungen bei Kindern“.

Wie kann kindlichen Sprechstörungen vorgebeugt werden?

Artikulationsstörungen, Dysarthrien und artikulatorische Entwicklungsdyspraxien können im Verlauf der der kindlichen Entwicklung auftreten. Es ist wichtig, diese Störungen rechtzeitig zu erkennen. Das Ziel muss sein, kindliche Sprach- und Sprechstörungen rechtzeitig vor der Einschulung zu überwinden, damit sie das Lesen- und Schreibenlernen nicht beeinträchtigen. Der Erwerb der Fähigkeit, Laute richtig auszusprechen und zu verwenden, verläuft stufenweise. Wenn Sie mehr darüber wissen wollen und interessiert sind zu erfahren, was sie selbst zur sprachlichen Förderung ihres Kindes beitragen können, informiert Sie unser Faltblatt „Wie spricht mein Kind?“.

Welche Hilfen bietet die Logopädie an?

Die Logopädie bietet zunächst Beratung zu allen Fragen der kindlichen Sprach- und Sprechentwicklung und ihrer Störungen an, denn nicht jede Auffälligkeit ist bereits ein Zeichen für eine Störung. Aufgabe einer Logopäden ist es, die von Eltern genannten „Auffälligkeiten“ einer Entwicklungsphase zuzuordnen und einzuschätzen, ob eine Störung vorliegt und welche Maßnahmen zu treffen sind. Eine umfangreiche Beratung der Eltern (Prävention) kann in manchen Fällen ausreichend sein. Sollte es Hinweise auf eine Störung geben, grenzt die Logopädin diese mit Hilfe derlogopädischen Diagnostik ein, erfasst mögliche Ursachen und macht Vorschläge für das weitere Vorgehen. Hierzu untersucht die Logopädin mit Hilfe von Testverfahren die unterschiedlichen Störungsbereiche (Artikulation, Atmung, Motorik und Wahrnehmung im Mundbereich). Teil der logopädischen Diagnostik ist auch das Gespräch mit den Eltern (Anamnese), in dem Fragen zur Entwicklung des Kindes und den beobachteten Symptomen gestellt werden. Die Inhalte der logopädischen Therapie ergeben sich unmittelbar aus dem logopädischen Befund, der mit den Eltern vor Beginn der Therapie besprochen wird. Die Therapie wird individuell gestaltet, spielerisch werden die Fähigkeiten des Kindes gefördert. Die Eltern erhalten kontinuierlich Einblick in den Verlauf der Therapie, indem sie über Fortschritte des Kindes und Veränderungen in der Therapieplanung informiert werden. Die Mitarbeit der Eltern ist häufig von großem Vorteil, wenn sie z.B. Übungen mit dem Kind zu Hause durchführen. Am Ende einer Therapiephase wird ein Abschlussbefund erstellt, aus dem hervorgeht, ob die Therapie abgeschlossen ist oder aber fortgesetzt werden sollte.

Welche Redeflussstörungen gibt es bei Kindern?

Störungen des Redeflusses können in Form von Stottern oderPoltern vorliegen. Redeflussstörungen bei Kindern sind sehr verschieden. Meist können die Ursachen nicht erkannt werden.

Stottern

Stottern äußert sich in Form von unfreiwilligen Wiederholungen von Lauten und Silben („Babababall“) sowie als Dehnungen („Fffffisch“) oder Blockierungen von Lauten (stummes Verharren vor oder in einem Wort, wobei Zeichen von Anstrengung sichtbar oder hörbar sein können: „—Tisch“). Diese Symptome werden Kernsymptomatik genannt, da sie das eigentliche Stottern darstellen. In Kernsymptomen verlieren stotternde Kinder für einen Moment die Kontrolle über den Sprechablauf, obwohl sie genau wissen, was sie in diesem Moment sagen wollen. Kinder entwickeln unbewusst Strategien, um solche Symptome zu kontrollieren, z.B.

Ankämpfverhalten

D.h. der Versuch, mit erhöhtem Kraftaufwand (z.B. Pressen, lauter werden), „Tricks“ bei der Atmung (z.B. übertrieben aus- oder einatmen, mit zu wenig oder zuviel Luft sprechen) und Mitbewegungen (z.B. starkes Kopfnicken) aus einem Symptom heraus zu kommen.

Strategien

Strategien, um Stottern vorzubeugen, d.h. Vermeiden von Sprechsituationen bzw. gefürchteten Wörtern oder prophylaktische Veränderung der Sprechweise wie Flüstern, Singsang oder „Tricks“ bei der Atmung (s. o.). Wenn Kinder solche Vorbeugungsstrategien verwenden, ist ihnen ihr Stottern bewusst, selbst wenn sie das Wort „Stottern“ noch nicht kennen.

Psychische Reaktionen wie Sprechangst, Wut oder Trauer über das Versagen beim Sprechen, Selbstabwertung als Sprecher, Scham und Hilflosigkeit können hinzukommen. Die Lebensqualität kann durch psychische Reaktionen stark beeinträchtigt sein, selbst wenn die Kernsymptomatik nur gering ist.

Die Symptomatik kann auch schon zu Beginn des Stotterns sehr ausgeprägt sein, kann aber auch schleichend zunehmen. Typisch für den Verlauf ist der Wechsel von symptomarmen Phasen mit Episoden stärkerer Symptomatik. Ebenso typisch ist, dass das Stottern in unterschiedlichen Situationen und bei unterschiedlichen Personen verschieden ausgeprägt sein kann.

Tipp: Broschüre zur Therapeutensuche

Die Broschüre „Wenn Kinder stottern – Tipps zur Therapeutensuche“ ist eine Handreichung für Eltern, die  kurz und knapp Kriterien an die Hand gibt, nach denen man einen geeigneten Stottertherapeuten erkennen kann. Sie wurde von einer Arbeitsgruppe des dbl und der Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe (BVSS) erarbeitet.

Poltern

Bei Poltern ist die Verständlichkeit des Gesprochenen durch eine phasenweise überhöhte Sprechgeschwindigkeit mit Auslassungen und Verschmelzungen von Lauten, Silben oder Wörtern („zum Beispiel“ wird „Zeispiel“) beeinträchtigt. Außerdem treten viele Satzabbrüche, Umformulierungen und Floskeln sowie stotterähnliche Redeunflüssigkeiten auf, so dass trotz des Eindrucks von hoher Sprechgeschwindigkeit oft nur wenig Inhalt vermittelt werden kann.

Bei bewusst verlangsamtem Sprechen reduziert sich die Symptomatik. Das Sprechen kann jedoch nicht langfristig kontrolliert werden. In Verbindung mit Poltern treten häufig Sprachstörungen auf (Suche nach Wörtern, eingeschränkter Wortschatz, Störung der Grammatik). Polternde Menschen können oft das eigene Sprechen schlecht beobachten – die Störung ist ihnen häufig nicht oder nur ansatzweise bewusst. Manchen fällt auch das Zuhören schwer. Poltern wird gesellschaftlich nicht stigmatisiert, der damit verbundene Leidensdruck ist meist gering. Die Behinderung durch die eingeschränkte Verständlichkeit kann jedoch erheblich sein.
Stottern und Poltern können auch zusammen auftreten.

Weitere Informationen finden Sie in unserem Faltblatt
„Sprechstörungen bei Kindern“.

Wie kann Redeflussstörungen vorgebeugt werden?

Stottern

Es ist wichtig, stotternde Kinder möglichst früh (ab dem 2. Lebensjahr) zu erkennen und bei Bedarf zu behandeln, damit eine Rückbildung unterstützt werden kann oder, wenn dies nicht gelingt, ein leichtes selbstbewusstes Stottern erarbeitet werden kann. Ein „Interaktiver Stottertest“ ermöglicht es Ihnen herauszufinden, ob ihr Kind genauer untersucht werden sollte.

Stottern tritt bei etwa 5 % aller Kinder auf, überwiegend bis zum 6. Lebensjahr. Viele Kinder verlieren ihr Stottern von allein, wobei die Wahrscheinlichkeit geringer wird, je länger die Störung besteht.. Nach der Pubertät ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich das Stottern völlig zurückbildet. Bisher ist jedoch keine Vorhersage möglich, welche Kinder ihr Stottern verlieren werden. Eine frühe Therapie kann die Chance dafür jedoch wesentlich erhöhen.

Poltern

Polternde Kinder können in einer Therapie (bei ausreichender Motivation) lernen, in für sie wichtigen Sprechsituationen das Poltern zu kontrollieren. Eine grundsätzliche Überwindung des Polterns ist nicht zu erwarten. Angehörige lernen in der Therapie, wie sie angemessen mit dem Poltern umgehen können. Bei gleichzeitiger ausgeprägter Sprachentwicklungsstörung kann das Poltern durch eine diesbezügliche Therapie erheblich verbessert werden.

Welche Hilfen bietet die Logopädie an?

Stottern

Wenn Sie sich Sorgen machen und unsicher sind, ob Ihr Kind stottert, bietet die Logopädie zunächst einmal Beratung an. Auch bei zweijährigen Kindern kann behandlungsbedürftiges Stottern vorliegen, daher scheuen Sie sich nicht, sich auch schon bei sehr jungen stotternden Kindern an Fachleute zu wenden. Bei nicht stotternden Risikokindern (z.B. stotternde Eltern) kann u.U. eine Beratung der Eltern in Hinblick auf fördernde Verhaltensweisen (Prävention) ausreichend sein. Bei Verdacht auf Stottern wird durch eine logopädische Diagnostik festgestellt, ob Stottern (Kernsymptome) vorliegt und ob Ankämpfverhalten, Vorbeugestrategien oder psychischen Reaktionen bestehen. Dielogopädische Therapie kann sehr unterschiedlich aussehen, je nach der Art des Stotterns, der Situation des Kindes und der Therapierichtung. Die Inhalte der logopädischen Therapie ergeben sich aus dem logopädischen Befund, der mit den Eltern vor Beginn der Therapie besprochen wird. Während des Therapieverlaufs werden die Eltern ausführlich über Stottern und die Therapie informiert. Sie lernen vor allem bei jungen Kindern, wie sie in der Therapie mitarbeiten und das Kind im Alltag unterstützen können. Eine Therapie kann abgeschlossen werden, wenn entweder kein Stottern mehr auftritt oder lediglich ein leichtes Reststottern mit geringen psychischen Reaktionen (Sprechangst, Scham) vorliegt. Am Ende der Therapie werden die Eltern auf die Möglichkeit von Rückfällen und die dann gebotene Vorgehensweise vorbereitet, denn bei „stotterfreien“ Kindern kann Stottern wieder auftreten, bei leichtem Reststottern können sich die Symptomatik oder die psychischen Reaktionen wieder verschlimmern.

Poltern

Wenn Sie sich Sorgen machen und unsicher sind, ob Ihr Kind poltert, bietet die Logopädie zunächst einmal Beratung an. Bei Verdacht auf Poltern wird durch eine logopädische Diagnostikfestgestellt, ob und welche Art von Poltern vorliegt und ob weitere Störungen bestehen. Die logopädische Therapie kann sehr unterschiedlich aussehen, je nach der Art des Polterns, der Situation des Kindes und begleitender Störungen. Die Inhalte der logopädischen Therapie ergeben sich aus dem logopädischen Befund, der mit den Eltern vor Beginn der Therapie besprochen wird. Während des Therapieverlaufs werden die Eltern ausführlich über Poltern und die Therapie informiert und lernen vor allem bei jungen Kindern, wie sie in der Therapie mitarbeiten können. Eine Therapie kann abgeschlossen werden, wenn das polternde Kind in ihm wichtigen Situationen sein Poltern kontrollieren kann oder, falls dies aufgrund des Entwicklungsstandes oder der Motivation nicht erreicht werden kann – die Umgebung unterstützende Möglichkeiten kennt, wenn Verständigungsschwierigkeiten auftreten. Wenn eine Therapie abgeschlossen wird, werden die Eltern über die Möglichkeit von Rückfällen und die dann gebotene Vorgehensweise informiert.


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Sprechstörungen bei Erwachsenen

Es gibt sehr verschiedene Sprechstörungen bei Erwachsenen, die sich in zwei große Gruppen unterteilen lassen: Störungen der Bildung von Lauten und Redeflussstörungen (Stottern/Poltern).

Welche Lautbildungsstörungen gibt es bei Erwachsenen?

Störungen der Lautbildung bei Erwachsenen sind sehr verschieden und haben ganz unterschiedliche Ursachen.

Störungen der Artikulation

Mit Störungen der Artikulation werden Schwierigkeiten von Erwachsenen beschrieben, einen Laut richtig zu bilden. Die bekannteste Form ist das „Lispeln“ bzw. der „Sigmatismus“. Die Aussprache wird hier dadurch verändert, dass bei der Artikulation des Lautes /s/ die Zunge z. B. zwischen die Zähne rutscht.

Dysarthrien bzw. Dysarthrophonien

Dysarthrien bzw. Dysarthrophonien treten auf, wenn die Verarbeitung des Sprechens im Gehirn z. B. durch einem Schlaganfall bzw. eine neurologische Erkrankung wie Parkinson oder nach einem Unfall gestört ist. Die Aussprache ist oft sehr undeutlich, weil vor allem die Beweglichkeit von Zunge, Lippen und Gaumensegel eingeschränkt ist. Gleichzeitig kann aber auch die Stimme verändert und die Atmung beim Sprechen auffällig sein.

Sprechapraxie

Bei einer Sprechapraxie liegt das Problem in der sogenannten Sprechplanung, d.h. die einzelnen Artikulationsbewegungen können nicht ausreichend kontrolliert erfolgen, obwohl die Muskulatur prinzipiell die erforderlichen Einzelbewegungen ausführen kann. So ist ein Patient z.B. in der Lage, einen Ausdruck des Ekels mit „ihh“ zu äußern, kann aber der Aufforderung, ein /i/ zu sprechen, trotz großen Bemühens nicht nachkommen. Eine Sprechapraxie tritt fast immer in Kombination mit einer Aphasie auf.

Audiogene Sprechstörungen

Audiogene Sprechstörungen sind Artikulationsstörungen, die z.B. in Zusammenhang mit Schwerhörigkeit auftreten können. Auch bei dieser Störung ist die Aussprache oft undeutlich. Außerdem ist die Lautstärke der Äußerungen häufig nicht angemessen.

Weitere Informationen enthält unser Faltblatt „Sprechstörungen bei Erwachsenen“.

Wie können Störungen des Sprechens verhindert bzw. vermindert werden?

Aussprachestörungen bei Erwachsenen treten meist im Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen auf. Deshalb ist es wichtig, diese Krankheiten möglichst früh diagnostisch zu klären, um den Patienten dabei zu unterstützen, möglichst rasch nach der Erkrankung wieder normale (physiologische) Sprechbewegungen zu trainieren. So können sich auffällige (pathologische) Artikulationsbewegungen nicht verfestigen.

Welche Hilfen bietet die Logopädie an?

Logopädische Therapie bei Sprach- und Sprechstörungen nach Hirnschädigungen umfasst nach einer genauen Diagnostik zunächst die Behandlung der sprachlichen Defizite (Sprach- und Sprech- sowie ggf. Stimm- und Schluckstörungen). Die Intervention wird zumeist in Einzeltherapie unter Einbezug aller mit der Störung einhergehenden Auswirkungen auf die Kommunikation des Patienten  durchgeführt. Die Einbeziehung realer Kommunikationssituationen („In-Vivo“) ist dabei integraler Bestandteil der Therapie, sie findet häufig in Form von Gruppentherapie statt. Selbstverständlich spielt auch die Beratung der Angehörigen in der logopädischen Therapie eine entscheidende Rolle, wobei die Angehörigen auch direkt in die Therapie einbezogen werden können. 
Sollte eine lautsprachliche Kommunikation nicht mehr möglich sein, wird der Logopäde dem Patienten Angebote zur unterstützen Kommunikation machen, z.B. indem er mit ihm ein sogenanntes Kommunikationsbuch erarbeitet. Als Ergänzung zur logopädischen Therapie werden bei schweren Sprachstörungen seit einigen Jahren von Logopäden zunehmend computerunterstützte Diagnose- und Therapieverfahren eingesetzt.

Welche Redeflussstörungen gibt es bei Erwachsenen?

Störungen des Redeflusses können in Form von Stottern oderPoltern vorliegen. Redeflussstörungen bei Erwachsenen können ein sehr unterschiedliches Erscheinungsbild aufweisen. Meist können die Ursachen nicht erkannt werden.

Stottern

Stottern äußert sich in Form von unfreiwilligen Wiederholungen von Lauten und Silben („Babababall“) sowie als Dehnungen („Fffffisch“) oder Blockierungen von Lauten (stummes Verharren vor oder in einem Wort, wobei Zeichen von Anstrengung sichtbar oder hörbar sein können: „—Tisch“). Diese Symptome werden Kernsymptomatik genannt, da sie das eigentliche Stottern darstellen. In Kernsymptomen verlieren Stotternde für einen Moment die Kontrolle über den Sprechablauf, obwohl sie genau wissen, was sie in diesem Moment sagen wollen. Es gibt – meist unbewusste – Strategien, um solche Symptome zu kontrollieren, z.B.

Ankämpfverhalten

Ankämpfverhalten, d.h. der Versuch, mit erhöhtem Kraftaufwand (z.B. Pressen, lauter werden), „Tricks“ bei der Atmung (z.B. übertrieben aus- oder einatmen, mit zu wenig oder zuviel Luft sprechen) und Mitbewegungen (z.B. starkes Kopfnicken) aus einem Symptom heraus zu kommen.

Strategien

Strategien, um Stottern vorzubeugen, d.h. Vermeiden von Sprechsituationen bzw. Umformulieren bei gefürchteten Wörtern oder prophylaktische Veränderung der Sprechweise wie Flüstern, Singsang oder „Tricks“ bei der Atmung (s. o.).

Psychische Reaktionen wie Sprechangst, Wut oder Trauer über das Versagen beim Sprechen, Selbstabwertung als Sprecher, Scham und Hilflosigkeit können hinzukommen. Häufig wird die Lebensqualität durch psychische Reaktionen stark beeinträchtigt, selbst wenn die Kernsymptomatik nur gering ist oder durch Vermeidung völlig verborgen werden kann.

Typisch für den Verlauf ist der Wechsel von symptomarmen Phasen mit Episoden stärkerer Symptomatik. Ebenso typisch ist, dass das Stottern in unterschiedlichen Situationen und bei unterschiedlichen Personen verschieden ausgeprägt sein kann.

Poltern

Bei Poltern ist die Verständlichkeit des Gesprochenen durch eine phasenweise überhöhte Sprechgeschwindigkeit mit Auslassungen und Verschmelzungen von Lauten, Silben oder Wörtern („zum Beispiel“ wird „Zeispiel“) beeinträchtigt. Außerdem treten viele Satzabbrüche, Umformulierungen und Floskeln sowie stotterähnliche Redeunflüssigkeiten auf, so dass trotz des Eindrucks von hoher Sprechgeschwindigkeit oft nur wenig Inhalt vermittelt werden kann.

Bei bewusst verlangsamtem Sprechen reduziert sich die Symptomatik. Das Sprechen kann jedoch nicht langfristig kontrolliert werden. In Verbindung mit Poltern treten häufig auch bei Erwachsenen noch Sprachstörungen auf (Suche nach Wörtern, eingeschränkter Wortschatz, Störung der Grammatik). Polternde können oft das eigene Sprechen schlecht beobachten – die Störung ist ihnen häufig nicht oder nur ansatzweise bewusst. Manchen Polternden fällt auch das Zuhören schwer. Poltern wird gesellschaftlich nicht stigmatisiert, der damit verbundene Leidensdruck ist meist gering. Die Behinderung durch die eingeschränkte Verständlichkeit kann jedoch erheblich sein.
Stottern und Poltern können auch zusammen auftreten.

Weitere Informationen finden Sie in unserem Folder
„Sprechstörungen bei Erwachsenen“.

Wie kann Redeflussstörungen vorgebeugt werden?

Bei fast allen stotternden Erwachsenen ist die Störung im Kindesalter entstanden. Menschen, bei denen das Stottern bis ins Erwachsenenalter fortbesteht, haben fast keine Chance mehr, das Stottern zu verlieren. Daher ist es wichtig, stotternde Kinder möglichst früh (ab dem 2. Lebensjahr) zu erkennen und bei Bedarf zu behandeln, damit eine Rückbildung unterstützt werden kann. Dennoch kann auch bei einer frühen Therapie nicht vorhergesagt werden, welche Kinder ihr Stottern verlieren werden.
Ausgesprochen selten kann Stottern aufgrund einer anderen Grunderkrankung (z. B. eine neurologische Erkrankung) auch noch im Erwachsenenalter beginnen.

Welche Hilfen bietet die Logopädie an?

Stottern

Für stotternde Menschen, die noch unschlüssig sind, ob sie sich in eine Behandlung begeben sollen, bietet die Logopädie zunächst einmal Beratung an. Durch eine logopädische Diagnostik wird festgestellt, welche Art von Stottern vorliegt und ob es behandelt werden muss. Die logopädische Therapie kann sehr unterschiedlich aussehen, je nach der Art des Stotterns und der Therapierichtung. Die Inhalte der logopädischen Therapie ergeben sich aus demlogopädischen Befund, der mit dem Patienten vor Beginn der Therapie besprochen wird. Während des Therapieverlaufs wird der Patient ausführlich über Stottern und die Therapie informiert. Er lernt Techniken für eine flüssigere Sprechweise (flüssiges leichtes Stottern oder Veränderung der Sprechweise) und baut Sprechängste ab. Eine Therapie kann abgeschlossen werden, wenn eine flüssigere Sprechweise mit geringen psychischen Reaktionen (Sprechangst, Scham) vorliegt. Am Ende der Therapie wird über die Möglichkeit von Rückfällen informiert und auf die dann gebotene Vorgehensweise vorbereitet.

Poltern

Auch für Polternde, die noch unschlüssig sind, ob sie sich in eine Behandlung begeben sollen, bietet die Logopädie zunächst einmalBeratung an. Bei Verdacht auf Poltern wird durch einelogopädische Diagnostik festgestellt, ob und welche Art von Poltern vorliegt und ob weitere Störungen bestehen.
Die logopädische Therapie kann sehr unterschiedlich aussehen, je nach der Art des Polterns, der Situation des Polternden und begleitender Störungen. Die Inhalte der logopädischen Therapie ergeben sich aus dem logopädischen Befund, der mit dem Patienten zu Beginn der Therapie besprochen wird. Polternde können in einer Therapie (bei ausreichender Motivation) zum Beispiel lernen, in für sie wichtigen Sprechsituationen das Poltern zu kontrollieren. Eine grundsätzliche Überwindung des Polterns ist nicht zu erwarten. Angehörige lernen in der Therapie, wie sie angemessen mit dem Poltern umgehen können.
Während der Behandlung wird der Patient ausführlich über Poltern und die Therapie informiert, auch über die Möglichkeit von Rückfällen nach Abschluss der Therapie und die dann gebotene Vorgehensweise.


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